«ESPN – the Worldwide Leader in Sports» lautet der Slogan des US-Sportsenders, dessen Portfolio mehrere Fernsehkanäle, ein Magazin und eine Internetseite in mehreren Sprachen beinhaltet. Guter Sportjournalismus soll unterhaltend sein, aber auch durch Kompetenz glänzen und Einordnung bieten. Gerade in dieser Hinsicht hapert es beim selbsternannt «weltweiten Leader im Sport» zuweilen bedenklich. ESPN verteilt alljährlich Auszeichnungen. Dass die Zuständigen zum Teil etwas durch die US-Brille gucken, ist bis zu einem gewissen Grad verständlich, aber dass sie Ronda Rousey 2014 und 2015 jeweils zur Weltsportlerin des Jahres gewählt haben, ist doch schockierend. «Ronda wer?», muss man aus europäischer Sicht fragen.
Rousey, die einst im Judo Olympiabronze gewonnen hat, betreibt MMA, einen Kampfsport, bei dem fast alles erlaubt ist. Es geht gar nicht darum, ihre sportliche Leistung herabzumindern, aber global betrachtet, ist MMA eine Randsportart. 2015 holte Tennisstar Serena Williams drei Grand-Slam-Titel und kam an den ESPY Awards doch nicht an Rousey vorbei. Das zeugt von einer Inkompetenz der Jury sondergleichen, ganz zu schweigen davon, dass durch diese Wahl Gewalt verherrlicht wird. Der Hype um Rousey hat übrigens nachgelassen, wurde sie doch in ihren letzten beiden Kämpfen vermöbelt.
Doch nun promotet ESPN einen möglichen Boxkampf zwischen Floyd Mayweather jr. und Conor McGregor, indem auf allen Kanälen seit Monaten darüber berichtet wird. Seriöser Journalismus wäre, nur zweimal darüber zu schreiben, ansonsten aber das ganze Theater zu ignorieren. Zuerst müsste erklärt werden, dass ein derartiger Fight ein Blödsinn sondergleichen ist. Mayweather ist einer der besten Boxer in der Geschichte, McGregor ein erfolgreicher MMA-Kämpfer ohne jede Boxerfahrung. Oder käme es Badmintonstar Lin Dan in den Sinn, im Tennis Roger Federer herauszufordern – nur, weil dieser auch mit einem Schläger spielt? Sollte es tatsächlich zum Kampf Mayweather - McGregor kommen, wäre der zweite Artikel fällig: Es ginge darum, die Leser davor zu warnen, für eine derartige Farce Geld auszugeben. Denn die beiden Athleten und ihre Manager betreiben ein unlauteres Geschäft: Sie versuchen, sich auf Kosten vieler dummer Zeitgenossen zu bereichern. Wenn Journalisten solches Gebaren unterstützen, schaden sie ihrem Berufsstand. Insofern gehört ESPN zu den Totengräbern der Glaubwürdigkeit der Medien. Das tun andere leider auch, doch für den «weltweiten Leader im Sport» ist diese Art der Berichterstattung besonders verwerflich.